Digitale Räume sind nie neutral
Virtuelle Umgebungen spiegeln gesellschaftliche Werte – oft unbemerkt, aber wirksam. Bereits bei der Auswahl eines Avatars wird deutlich, wie stark die Gestaltung mit Vorstellungen von Normalität und Zugehörigkeit verknüpft ist. Wenn lediglich „Male“ und „Female“ zur Verfügung stehen, bleiben andere Identitäten unsichtbar. Was auf den ersten Blick technisch erscheint, ist in Wahrheit Ausdruck sozialer Ausschlüsse.
Gestaltung ist Haltung
Gestalterische Entscheidungen sind nie rein funktional. Sie legen fest, welche Perspektiven sichtbar werden – und welche nicht mitgedacht sind. Wenn digitale Umgebungen keine vielfältigen Identitätsoptionen vorsehen, ist das eine klare Aussage. Ob bewusst oder unbeabsichtigt: Gestaltung schafft Realität.
Inklusives Design in der Praxis
Genderinklusive Gestaltung beginnt nicht bei der Technik, sondern beim Menschenbild. Es geht darum, digitale Zugänge so zu entwickeln, dass sich alle Personen darin wiederfinden können – unabhängig von Geschlechtsidentität, Ausdruck oder Selbstbezeichnung. Vielfalt zeigt sich dabei nicht nur in Auswahlfeldern, sondern in Haltung, Sprache, Symbolik und Körperdarstellungen. Ein Avatar mit neutralem Körperbau, frei wählbare Pronomen oder eine offene Beschreibungsoption sind keine Extras, sondern Ausdruck von Respekt und Sichtbarkeit.
Vielfalt beginnt im Interface-Design
Avatare sind mehr als digitale Stellvertretungen. Sie drücken Identität, Zugehörigkeit und Selbstverständnis aus. In immersiven Umgebungen entstehen Möglichkeitsräume – oder sie werden begrenzt. Digitale Welten können Selbstverwirklichung und soziale Teilhabe fördern, wenn Offenheit und Vielfalt nicht nur erlaubt, sondern aktiv gestaltet werden.
Gender beginnt beim Design – und damit bei der Entscheidung, für wen digitale Räume zugänglich, sichtbar und gerecht sind.